Mein Name ist Marcus Keller und ich bin Dirigent der Musikkapelle Echlishausen-Bühl seit 2003.
Ich habe im Alter von neun Jahren das Tenorhornspielen erlernt. Damals gab es noch keinen Einzelunterricht in Echlishausen und so habe ich von Beginn an mit 19 Jungmusikern gemeinsam die ersten Schritte in die Blasmusik gemacht. Nach den drei Bläserprüfungen habe ich mich zwar nicht mehr an den Dirigentenkurs gewagt, aber aus einer Übergangszeit für die Dirigentensuche, nachdem Hans Neher seinen Dirigentenstab 2003 niedergelegt hatte, wurde dann irgendwann eine "Festanstellung" ... und Übung macht ja bekanntlich den Meister, nicht die Prüfung an sich.
Als Dirigent bin ich von drei Grundsätzen überzeugt:
1. Integration schafft Gemeinschaft
Traditionen bewahren Gutes aus der Vergangenheit und offene Arme verbinden sie mit der Gegenwart. In einem Verein gewinnen alle, wenn man sich nicht abgrenzt, sondern öffnet und anderes und andere mit offenen Armen empfängt.
Ich habe mich nach meinem Amtsantritt sehr aktiv dafür eingesetzt, dass wir uns mit unserem Nachbar Verein aus Bühl zusammentun, um die Besetzungsprobleme beider Kapellen zu verbessern. In der selben Zeit wurden auch das Bibertaler Schüler und das Jugendblasorchster zusammen mit dem Musikverein Kissendorf gegründet. Und mit den Jahren haben wir über engagierte MusikerInnen vereinseigene Musikalische Früherziehtung und Blockflötenunterricht eingeführt - ein wichtiges ehrenamtliches Engagement, dass schon den Kleinsten eine integrativere Vereinskultur erleben lasst, als es im Einzelunterricht jemals der Fall sein kann. Und diese Kultur darf nicht an den Vereinsgrenzen aufhören. "Bühne frei für Musizier für dein Bier" ist ein geselliger Ausdruck dafür und so stand z.B. unser Bezirksmusikfest 2018 unter dem Motto "Mittendrin statt nur dabei!". Nicht zuletzt aus dieser Überzeugung haben wir z.B. den Aufruf zum Flashmobs auf dem Günzburger Marktplatz gestartet, dem 2018 über 100 Musiker gefolgt sind.
2. Kreativität macht Lust auf Neues
Musik fördert nachgewiesenermaßen die Kreativität und umgekehrt lässt sich mit Kreativität vieles auch im Bereich der "notierten Laienmusik" gestalten. Zum einen hält das fit im Kopf und zum anderen schafft es immer auch etwas Einzigartiges. So sind meine Musiker schon gewöhnt, dass kein Jahr wie das andere ist und ich spiele lieber nur jedes zweite Jahr ein Konzert und mache es dafür zu einem echten Highlight für die Musiker wie auch unsere Zuhörer. Wie klingt eine Polka, wenn man das Trio einmal im Walzer-Rhythmus spielt, oder als fetzigen Swing uminterpretiert?
Warum nicht einmal einen Flashmob statt eines klassischen Gemeinschaftschors organisieren? Wer sagt, dass Trompeter nicht singen können oder eine Klarinettistin keine "Rockgöre" sein kann?
Es ist immer ein herzlicher und ganz persönlicher Gruß bei einem Ständchen unsere "Geburtstags-Vogelwiese" zu singen oder einen "Gute-Besserungs-Bozner" zu senden. So werden auch die bekanntesten Klassiker zu einem Unikat ... wie z.B. "Es war schon Dunkel als ich durch Echlishausen heimwärts ging!"
3. Ein Musikverein ist mehr als zusammen zu musizieren
Ein guter Musiker ist noch lange kein guter Musikant! Ich bin musikalisch aufgewachsen in einem aktiven Vereinsleben in dem es nicht in erster Linie immer nur um die Musik ging und das prägt meine Einstellung zur Blasmusik heute noch. In unseren Musikerreihen haben wir nicht nur Profis am Instrument sitzen, sondern in vielen Fällen eher Profis an Werkzeugen wie Hammer, Säge oder Pinsel. Jeder bringt seine Fähigkeiten bestmöglich ein und so entsteht unter der Klammer der Musik ein abwechslungsreiches und gemeinschaftliches Miteinander. Eine Kultur, die jeden schätzt auch über das Musikalische hinaus und jeden in seiner persönlichen Lebenssituation akzeptiert. Und dies muss nicht an den Grenzen des eignen Vereins aufhören!